Steffen Wippel

Marokko und der Euro. Folgen der Europäischen Währungsunion für ein assoziiertes Mittelmeer-Drittland.

Diskussionspapiere Nr. 65, Freie Universität Berlin, Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, Fachgebiet Volkswirtschaft des Vorderen Orients, Das Arabische Buch, Berlin 1999, 66 S., DM 24,90.


Von der Schaffung eines einheitlichen europäischen Währungsgebietes wird Marokko als unmittelbarer Nachbar besonders betroffen sein. Die Studie analysiert Art und Umfang der erwarteten Auswirkungen der Europäischen Währungsunion (EWU) auf Marokko. Nach der Klärung der unterschiedlichen wirtschaftlichen und politischen Wirkungsebenen und direkten und indirekten Übertragungskanäle, über die der Euro sich prinzipiell auf andere Volkswirtschaften auswirken kann, werden Auswirkungen auf die Transaktionen im Rahmen der Leistungsbilanz, auf den Kapitalverkehr mit dem Ausland und auf die Wirtschafts- und Währungspolitik untersucht.

Die internationale Verwendung des Euro wird sich auf die Währungszusammensetzung der außenwirtschaftlichen Transaktionen auswirken, die wirtschaftliche Entwicklung der EWU in Folge der Euro-Einführung wird Mengeneffekte, die internationale Wechselkursentwicklung des Euro Preiseffekte nach sich ziehen. Trotz aller Unsicherheiten über die Zukunft der EWU werden tendenziell die Auswirkungen der Euro-Einführung langfristig eher positiv eingeschätzt, in ihrem Umfang aber begrenzt sein.

In den Transaktionen Marokkos mit dem Ausland wird die Etablierung der EWU voraussichtlich zu einer stärkeren Verwendung des Euro als Recheneinheit, Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmittel im Vergleich zu den in ihm aufgehenden bisherigen europäischen Währungen führen. Als Vorteile ergeben sich für Marokko eine größere Transparenz und Berechenbarkeit der außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und ein vereinfachter Zugang zu dem einheitlichen Wirtschafts- und Währungsgebiet. Langfristig zu erwarten ist, daß sich die Währungszusammensetzungen der Strom- bzw. Bestandsgrößen der Leistungs-, Kapital- und Devisenbilanz einander annähern.

Realwirtschaftliche Effekte ergeben sich für den Umfang des marokkanischen Außenhandels mit der EWU und daraus folgend für die gesamtwirtschaftliche Produktion des Landes. Allerdings werden sich Wachstumseffekte erst auf längere Frist bemerkbar machen und sehr viel kleiner ausfallen als diejenigen, die langfristig aus einer erfolgreichen euro-mediterranen Partnerschaft herrühren. Preiseffekte ergeben sich durch die Außenwertentwicklung des Euro, deren Auswirkungen auf die marokkanische Leistungsbilanz und die Last der Auslandsverschuldung von der Wahl des Euro als Ankerwährung abhängen.

Darüber hinaus werden indirekte Effekte auf die Ausgestaltung des Wechselkursregimes und Anregungen für die nationale Wirtschaftspolitik erwartet. Diese können zur Verstärkung wirtschaftspolitischer Reformen führen. Vor allem bei einer engen Anbindung des Dirham an den Euro wird die Beachtung der geld- und fiskalpolitischen Kriterien der EWU notwendig sein. Die baldige Bildung einer euro-mediterranen Währungszone ist jedoch nicht zu erwarten. Auch für die monetäre Integration innerhalb des Maghreb ist eine Harmonisierung der Währungs- und Wirtschaftspolitiken Voraussetzung. Europa wird dabei Vorbild der regionalen Kooperationsbemühungen sein.

Abschließend werden marokkanische Reaktionen auf die Etablierung der Währungsunion und deren möglichen Auswirkungen dargestellt. Die Vor- und Nachteile der EWU für Marokko werden in der politischen und wirtschaftlichen Diskussion des Landes pragmatisch beurteilt; tendenziell herrscht ein verhaltener Optimismus hinsichtlich der Auswirkungen vor. Betont wird dabei regelmäßig neben der grundsätzlichen Orientierung nach Europa die Integrationsnotwendigkeit im Maghreb - hier sind die manchmal utopisch anmutenden Entwürfe zunehmend einer realistischen Sichtweise der Möglichkeiten gewichen.


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