Die Arbeitsgruppe "Regionalisierung" wurde am 4. Dezember 1999
im Rahmen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient (DAVO)
auf dem 7. DAVO-Kongreß in Hamburg gegründet.
Ankündigung und Aufruf in den DAVO-Nachrichten Heft 10, September 1999, S. 6:
Neuer
Arbeitskreis "Regionalisierung"
Der
Arbeitskreis will sich vor dem Hintergrund globaler Entwicklungen einerseits
mit theoretischen Aspekten der Regionalisierungs- wie Regionalismusdebatte
auseinandersetzen; andererseits will er sich empirisch mit dem Phänomen von
Regionalisierungstendenzen und regionaler Verdichtung bezogen auf den Vorderen
Orient und seine Besonderheiten beschäftigen.
Interdisziplinär sollen Fragen wirtschaftlicher, politischer und kultureller
regionaler Verortungen und Verflechtungen behandelt werden. Dabei geht es nicht
nur um intraregionale Entwicklungen innerhalb des Vorderen Orients, sondern
auch um interregionale Beziehungen zu Nachbarräumen, wie Europa, Süd- und
Zentralasien oder dem subsaharischen Afrika.
Der Arbeitskreis wendet sich an Interessenten, die theoretische Fragestellungen
diskutieren und sich über Erkenntnisse eigener empirischer Forschungen
austauschen wollen.
Ansprechpartner:
Dr. Sabine Hofmann
Dr. Steffen Wippel
Kontakt: siehe unten
Auf der 14. DAVO-Tagung,
die 2007 zusammen mit dem Deutschen Orientalistentag in Freiburg stattfand,
wurde der breiter angelegte neue Arbeitskreis
"Wirtschaft" im Rahmen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft
Vorderer Orient gegründet. Damit löste sich die bisherige Arbeitsgruppe
"Regionalisierung" auf und ging in den neuen Arbeitskreis auf. |
Bisherige Aktivitäten:
2007 2006 2005 2004 2003 2000 1999
Panels
auf DAVO-Tagungen
Das gemeinsam von Geographen und Ökonomen
organisierte Panel greift das diesjährige Motto und Erkennungszeichen des
Orientalistentages auf und beschäftigt sich mit ökonomischen
"Flüssen". Wirtschaftliche Ströme durchqueren, verbinden und
konstituieren Räume und tragen damit dazu bei, die beteiligten Gesellschaften
zu "mobilisieren". Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalströme
zirkulieren nicht nur innerhalb des Nahen Ostens und Nordafrikas, sondern betten die Region in interregionale
und globale Strömungen ein. Menschen sind im Rahmen dieser wirtschaftlichen
"flows" bspw. als Händler, Manager, Arbeitsmigranten, Flüchtlinge
oder Touristen in Bewegung. Mit sozioökonomischer Mobilität und
sozioökonomischen Interaktionen werden so einerseits Verbindungen und
Beziehungen geschaffen, erhalten und modifiziert, andererseits wirtschaftliche
Räume konstituiert, bzw. (re-)strukturiert.
Wir begrüßen Beiträge, die sich aus unterschiedlichen disziplinären
Perspektiven empirisch (historisch und aktuell) mit wirtschaftlichen
"flows" beschäftigen. Besonders freuen wir uns über konzeptionelle
Beiträge und über Teilnehmer, die Vergleiche mit anderen auf dem
Orientalistentag vertretenen Weltregionen anstellen.
Vorträge:
Dalila Nadi (Berlin): "Chinas wachsender Einfluss in
Algerien" [ Abstract ]
Thomas Demmelhuber
(Erlangen): "Deepening
Economic Relations between Egypt and China - a win-win-situation?" [ Abstract ]
Markus Loewe (Bonn): "Eine "demographische Dividende" für den Nahen Osten und
Nordafrika? - Ökonomische Folgen einer verlangsamten Bevölkerungsdynamik"
Christian Steiner (Mainz): "Globale Tourismusdestination - globales
Investment? Strukturen und Entwicklungsperspektiven der Tourismuswirtschaft Ägyptens" [ Abstract ]
Ingo Breuer (Leipzig): "Globalisierung,
Mobilität, (Un-)Sicherheit: Welche Perspektiven für Nordafrikas Pastoralisten?" [ Abstract ]
Anja Zorob (Hamburg): "Intra-arabische
Direktinvestitionen: Entwicklung der ADI-Ströme und ihre wichtigsten Träger"
Steffen Wippel (Berlin): "'Straßen verbinden' -
Transsahararouten und Fernhandelsbeziehungen im westsaharischen Raum" [ Abstract ]
Die außenwirtschaftliche Öffnung der Staaten
des Mittleren Ostens und Nordafrikas (MENA) hat in den letzten Jahren an Fahrt
gewonnen. Allerdings unterscheidet sich die Liberalisierung in den Bereichen
Außenhandel und Investitionen nicht nur in Bezug auf Stand und Ergebnisse der
Reformen unter den einzelnen Ländern der Region teilweise erheblich, sondern
auch hinsichtlich der Auswahl der Strategien und der für ihre Formulierung und
Umsetzung maßgeblichen (internen und externen) Akteure. Viele Staaten führten
einseitig außenwirtschaftliche Reformen unterschiedlicher Reichweite durch,
wobei sich einige dafür auf eine Zusammenarbeit mit den internationalen
Finanzorganisationen IWF und Weltbank im Rahmen der Strukturanpassung stützten.
Eine Anzahl der Länder gehörte gleichzeitig zu den Gründungsmitgliedern der
Welthandelsorganisation (WTO), einige andere sind ihr in den letzen Jahren
beigetreten, während sich weitere derzeit im Beitrittsprozess befinden. Des
Weiteren sind die MENA-Staaten in unterschiedlichem Maße eingebunden in ein
stetig wachsendes Netz von regionalen Integrationsabkommen (RIA) mit Partnern
in- und außerhalb der Region.
Ziel des Panels ist eine Gegenüberstellung der unterschiedlichen Ansätze der
außenwirtschaftlichen Öffnung in den Staaten der MENA-Region und damit in
Verbindung eine Diskussion, inwieweit Rückschlüsse von der gewählten Strategie
und den am Reformprozess beteiligten bzw. ihn beeinflussenden Akteuren auf
ihren Erfolg gezogen werden können. Willkommen sind dementsprechend sowohl
länderspezifische Beiträge als auch Präsentationen, die länderübergreifend
vergleichend eine bestimmte Strategie und/oder einen bestimmten Akteur (z. B.
IWF, EU als externe Akteure, Unternehmer, andere nationale Interessengruppen
als interne Akteure) der Liberalisierung in den Mittelpunkt stellen.
Vorträge:
Anja Zorob (Hamburg): "Die Aktionspläne
der Europäischen Nachbarschaftspolitik: Ein 'Schritt vorwärt' in der
Liberalisierung von Handel und Investitionen in den
Mittelmeerdrittländern?"
Juliane Brach
(Tübingen): "Von wirtschaftlicher
Integration zu sozioökonomischer Entwicklung im Mittelmeerraum: Vision oder
Messlatte der Euro-Mediterranen Partnerschaft?"
Heiko Schuß (Erlangen)/Ömer Sanlioglu (Kayseri): "Die Auswirkungen des EU-Integrationsprozesses
der Türkei auf die Wirtschaftsregion Kayseri seit Einführung der Zollunion 1996"
Steffen Wippel (Berlin): "Die regionale
Wirtschaftsintegration Mauretaniens"
Stephan Roll (Berlin): "Die'United Arab Stock
Exchange': Ökonomische Möglichkeiten und
herrschaftspolitische Grenzen regionaler Kapitalmarktintegration in der
MENA-Region"
Markus Loewe (Bonn): "Der Einfluss von wasta
auf die Investitionstätigkeit in Jordanien"
Regionalisierung
als vor allem wirtschaftlich getriebene Entwicklung hat im Zuge der zweiten
Welle seit den 1980er Jahren weltweit zugenommen. Im Vorderen Orient setzt sich
die räumliche Verdichtung grenzüberschreitender Beziehungen nicht nur eher
schleppend durch, sondern wird
auch durch externe Faktoren signifikant beeinflusst. Im Panel wollen wir die
gegenwärtigen Tendenzen des Phänomens Regionalisierung im Vorderen Orient auf
regionaler wie auch auf subregionaler Ebene diskutieren. Einen Schwerpunkt
bilden dabei die fördernden oder/und hemmenden Auswirkungen des Irakkriegs und
der Besetzung des Iraks auf den verschiedenen Ebenen der Regionalisierung im
Vorderen Orient (subregional, intraregional, interregional) ebenso wie die
Frage nach neuen Aspekten, die sich für die Entwicklung von (sub-)regionalen
Strukturen im Vorderen Orient ergeben.
Willkommen sind Beiträge zur Empirie wie auch zur theoretischen Fundierung von
Region und Regionalisierung. Die AG beschränkt sich nicht auf die Beschäftigung
mit wirtschaftlichen Themen und Ansätzen, sondern begrüßt interdisziplinäres
und multidisziplinäres Herangehen sowie vergleichende Arbeiten außerordentlich.
Vorträge:
Stephan Stetter (Bielefeld): "Die Weltgesellschaft und der Nahe Osten:
Theoretische und empirische Perspektiven zu regionalen Konflikt- und
Kooperationsstrukturen"
Tamer Afifi (Bonn): "Ägypten in einer Größeren Arabischen Freihandelszone:
Keine Zeit mehr zum Träumen"
Steffen Wippel (Berlin): "Regionale Wirtschaftsvereinbarungen und
regionale Handelsorientierungen in der arabischen Welt"
Sabine Hofmann (Berlin): "Determinanten außenwirtschaftlicher
Orientierung im Vorderen Orient"
Anja Zorob (Bochum): "Wirtschaftliche und politische Reformen in Syrien:
Verankerung durch regionale Integration?"
Regionalisierung
im Sinne einer räumlichen Verdichtung grenzüberschreitender Beziehungen soll in
diesem Panel vor allem in Hinblick auf seine wirtschaftlichen Aspekte
untersucht werden. Willkommen sind Beiträge, die sich disziplinübergreifend mit
theoretischen Aspekten der Regionalisierungsdebatte auseinandersetzen, ebenso
wie Präsentationen, die sich empirisch mit den Besonderheiten von Regionalisierungstendenzen
im Vorderen Orient, in Asien und Afrika (einschließlich der interregionalen
Beziehungen zwischen diesen Regionen und zu Nachbarräumen) beschäftigen.
In der empirischen Betrachtung sollten institutionelle regionale Integrationsvorhaben,
die Erfolge und Chancen ihre Umsetzung und ihre unterschiedlichen Folgen
untersucht werden. Ebenso können regionale wirtschaftliche Ströme (Handel,
Investitionen, Migration etc.) oder die Interessen, die Wahrnehmungen und
Beurteilungen von Regionalisierungsprozessen durch die daran beteiligten und
davon betroffenen wirtschaftlichen und politischen Akteure im Zentrum der
Analyse stehen.
Vorträge:
Anja Zorob (Bochum): "Greater Arab Free Trade Area (GAFTA) versus
Mediterranean Arab Free Trade Area (MAFTA): Komplementäre oder konkurrierende
intra-regionale Integrationsprojekte"
Steffen Wippel (Berlin): "Der Maghreb zu Beginn des 21. Jahrhunderts: Ein
Raum 'offener Regionalisierung'?"
Heiko Schuß (Erlangen): "Die Wirtschaftskultur der Türkei - ein Hemmnis
bei der Integration in die Europäische Union?"
Sabine Hofmann (Berlin): "Looking regional, going global - Warum stellt
eine nahöstliche Wirtschaftsgemeinschaft keine drängende Option für Unternehmer
in Israel dar?"
Susanne Lucie Bauer: "Islam und internationale Entwicklungszusammenarbeit:
Beratung und Fortschritt im Konflikt"
Vorträge:
Steffen Wippel (Berlin): "Wahrnehmung und regionale Verortung der
Beziehungen in 'Nordwestafrika' aus marokkanischer Sicht"
Laurence Marfaing (Berlin): "Revitalisierung des Landwegs
Senegal-Mauretanien-Marokko, Entstehung translokaler sozialer Räume"
Ines Kohl (Wien): "'Die Schwarzen und 'Die Weißen', Tradition und
Migration im Fezzan (Libyen)"
Regionalisierung hat sich seit etwa Ende der 80er Jahre weltweit wieder verstärkt, dabei teilweise in der Form gewandelt und auch wissenschaftlicherseits erneut mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Zunehmend wird wahrgenommen, daß das Phänomen der Regionalisierung komplexer geworden ist. Im Mittelpunkt der Regionalisierung stehen häufig wirtschaftliche Aspekte, darüber hinaus umfaßt es auch politische, soziale sowie religiöse, kulturelle und symbolische Komponenten. Erwünscht sind daher Beiträge aus den unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen. Untersucht werden sollen sowohl aktuelle und historische Entwicklungen regionaler Verflechtungen, ihre Ursache und Wirkungen als auch kognitive Prozesse der Wahrnehmung und Konzeptionierung regionaler Räume.
Vorträge:
Henner Fürtig (Berlin): "Der Golfkooperationsrat wird zwanzig: Ein
erfolgreiches Beispiel von Regionalisierung?"
Steffen Wippel (Berlin): "Wirtschaftliche 'Afrikanisierung' der Staaten
Nordafrikas? Transsaharische Regionalisierungstendenzen zu Beginn des 21.
Jahrhunderts"
Anja Zorob (Erlangen): "Die Große Arabische
Freihandelszone und ihre Erfolgsaussichten"
Sabine Hofmann (Berlin): "Regionale Akteure, internationale Märkte"
(ausgefallen).
weitere
Aktivitäten:
Austausch unter den an der Thematik Interessierten findet unregelmäßig auch auf anderen Konferenzen und Veranstaltungen statt.
Weitere Interessierte sind stets herzlich willkommen und können sich gerne per e-mail an die unten genannten Initiatoren der Arbeitsgruppe wenden.
Kontakt zu den Initiatoren:
Dr. Sabine Hofmann
e-mail: SabHofmann (at) aol.com
Dr.
Steffen Wippel
e-mail: steffen.wippel (at) rz.hu-berlin.de oder WippelFriedrich (at)
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