Steffen Wippel
Rückbesinnung auf Afrika: Neue Tendenzen
transsaharischer Beziehungen der nordafrikanischen Staaten
In: Afrika Jahrbuch 2000, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Afrika
südlich der Sahara, hrsg. vom Institut für Afrika-Kunde, Rolf Hofmeier/Cord
Jakobeit, Leske + Budrich, Opladen 2001, S. 60 - 70.
Der Beitrag stellt jüngere Entwicklungen in den Beziehungen nordafrikanischer Staaten zum subsaharischen Afrika vor. Das besondere Interesse gilt der regionalen Integration und Verdichtung der Kontakte.
Historisch bestanden immer enge Beziehungen der nordafrikanischen Länder über die Sahara hinweg. Die Kolonialisierung Afrikas und die damit einhergehenden Grenzziehungen unterbrachen diese engen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Bindungen weitgehend. Erst in der Endphase der Kolonialzeit versuchte Frankreich die saharischen Gebiete Algeriens, West- und -Zentralafrikas in der Organisation commune des régions sahariennes (OCRS) zusammenzufassen.
In den 50er und 60er Jahren nahmen die Beziehungen zu Afrika in der Außenpolitik der unabhängig gewordenen Staaten Nordafrikas einen wichtigen Stellenwert ein. Die 70er Jahre waren von Versuchen einer umfassenden arabo-afrikanischen Kooperation geprägt. Auch danach rissen die Kontakte zum subsaharischen Afrika nie ab; dennoch gab es seit den 80er Jahren kaum Fortschritte in diesen Beziehungen. Erst ab Mitte der 90er Jahre kam erneut Bewegung in das nordafrikanisch-subsaharische Verhältnis. Diese Bemühungen nehmen häufig Formen an, die sie dem Phänomen der "Regionalisierung" zuordnen lassen. Im Vordergrund des Übersichtartikels stehen daher weniger einzelne bilaterale Kontakte als vielmehr (sub)regionale Verdichtungen außenpolitischer und außenwirtschaftlicher Beziehungen über die Sahara hinweg. Dabei lassen sich vielfältige Herangehensweise unterscheiden. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die 1998 von Libyen gegründete Communauté des Etats sahélo-sahariens (COMESSA; Cen-Sad), der 2001 auch weitere nordafrikanische Staaten beitraten.